World Changing Innovations: Das Segelschiff
Das Segelschiff spielte für Hunderte (wenn nicht sogar für Tausende) von Jahren eine zentrale Rolle für den Handel und Transport von Waren, für den Fischfang und auch für die Kriegsführung. In diesem Beitrag sehen wir uns näher an, wie diese Erfindung das Leben der Menschen in verschiedenen Kulturkreisen revolutionierte.
Erst mit dem Beginn der 20. Jahrhunderts verdrängten maschinengetriebene Schiffe Schritt für Schritt die klassischen Segelschiffe. Denn im Gegensatz zu Segelschiffen, waren diese deutlich weniger auf gutes Wetter angewiesen, wodurch die Transportzeiten gesenkt werden konnten. Zudem benötigen maschienengetriebene Schiffe weniger Personal, weshalb sich wiederum die Kosten für den Warentransport verringerten.
Ähnlich wie maschinengetriebene Schiffe den Handel revolutionierten, ermöglichten Segelschiffe eine bis dahin völlig neue Form des Warenaustauschs. Segelschiffe waren die ersten Transportmittel, die nicht von Muskelkraft angetrieben wurden und in der Lage waren, große Mengen von Waren, zu transportieren.
Die ersten Segelschiffe
Es gibt Vermutungen darüber, dass es prähistorische (die Zeit, bevor die Schrift erfunden wurden) Segelschiffe gab, allerdings konnten diese Vermutungen bis heute noch nicht bewiesen werden. Nachgewiesen hingegen ist, dass es ab ca. 5000 v. Chr. in Ägypten die ersten Segelschiffe gab. Dies ist anhand von Zeichnungen belegt worden. Diese Schiffe verkehrten hauptsächlich auf dem Nil und dienten in erster Linie dem Transport von Waren und Menschen.
Allerdings waren diese ersten Schiffe in Ägypten keine reinen Segelschiffe. So wurden diese Schiffe meist gerudert und als Unterstützung ein rechteckiges Segel ausgerichtet. Das Schiff konnte mit diesem Segel allerdings nur mit dem Wind segeln, nicht gegen oder seitlich mit dem Wind.
Das einheimische Holz in Ägypten war allerdings nicht lang genug, um einen stabilen Rumpf zu bauen. Aus diesem Grund war die Größe der ersten Schiffe sehr begrenzt. Durch den wachsenden Handel in der Region konnte dann allerdings Zedernholz aus dem Libanon dazu verwendet werden, stabilere Rümpfe zu bauen.
Kielschiffe
Einen weiteren, großen Nachteil hatten allerdings die ersten Segelschiffe aus Ägypten: Sie konnten nur in Windrichtung segeln und trieben sehr leicht ab, wenn der Wind von der Seite kam. Um dennoch gegen den Wind zu segeln, war eine große Rudermannschaft notwendig, die dann mit Muskelkraft das Schiff gegen die Windrichtung bewegte.
Mit der Erfindung des sogenannten Balkenkiel, war es dann auch möglich, gegen den Wind zu segeln. Mit dem Kiel wird der sogenannte Abdrift (wenn das Schiff durch den seitlichen Wind vom eigentlichen Kurs abgetrieben wird) verringert und auch insgesamt die Stabilität erhöht.
Die Erfindung des Kielschiffes wird den Phöniziern zugeschrieben, die mit Hilfe dieser Erfindung die Herrschaft über das Mittelmeer für sich behaupten konnten. Die Phönizier waren damit das wohl erste Volk, welches mit ihren Schiffen weitere Strecken zurücklegen konnten. Mit Hilfe ihrer weit fortgeschrittenen Segelschiffe, schafften es die Phönizier, ein großes Handelsimperium aufzubauen. Handelsrouten konnten durch den Seeweg verkürzt werden und zudem sind Segelschiffe deutlich schneller als Pferde, die eingesetzt wurden, um Waren auf dem Land zu transportieren.
Schiffe im römischen Reich
Die Römer kopierten im Wesentlichen die Schiffe der Phönizier (gegen die das römische Reich übrigens Krieg führte). Allerdings schafften es die Römer, diese Schiffe deutlich größer zu bauen. Die sogenannten Nemi-Schiffe, die zwischen 37-41 n. Chr. gebaut worden sind, maßen eine Länge von über 70 Metern und zählten damit zu den mit Abstand größten Schiffen der damaligen Zeit.
Diese Schiffe konnten allerdings auch nur mit dem Wind segeln und umfassten aus diesem Grund sehr große Rudermannschaften. Nur so war es möglich, dass Schiff auch gegen den Wind zu bewegen. Diese großen Rudermannschaften mussten natürlich mit Trinken und Essen versorgt werden, was die Reichweite dieser Schiffe stark begrenzte. Aus diesem Grund wurden diese Schiffe weniger als Handelsschiffe eingesetzt, sondern vielmehr als wirkungsvolle Kriegsschiffe.
Schiffe im arabischen Raum
Im arabischen Raum setzte sich besonders ein Schiffstyp durch: das Dau. Entstanden ist das Dau wahrscheinlich in Indien ca. im 4. Jahrhundert und breitete sich schnell auf der arabischen Halbinsel aus, wo es sich großer Beliebtheit bis heute erfreut. Besonders in den arabischen Emiraten und in Indien werden Daus bis heute gebaut.
Im Mittelalter wurden Daus dann im gesamten Indischen Ozean genutzt und Händler legten tausende Kilometer mit ihnen zurück. Mit dem Untergang des römischen Reiches verbreiteten sich die Daus auch im Mittelmeer-Raum immer mehr. Im Mittelmeer-Raum vermischte sich der arabische mit dem europäischen Schiffsbau. Die Vermischung machte modernere Hochseeschiffe überhaupt erst möglich, da hierdurch die Vorteile beider Bauweisen kombiniert wurden.
Schiffsbau in Europa während des Mittelalters
In Europa gab es zwei verschiedene Entwicklungslinien des Segelschiffes. Die mediterrane Entwicklungslinie verbreitete sich im Mittelmeer, während sich die nordeuropäische Entwicklungslinie im Atlantik und besonders in der Nord- und Ostsee ausbreitete.
Mediterrane Entwicklungslinie
Die Schiffe dieser Entwicklungslinie setzten die Bauweise des römischen Reiches fort, wobei allerdings eine Vermischung mit dem arabischen Dau stattfand. Innerhalb der mediterranen Entwicklungslinie finden sich zwei verschiedene Schiffstypen:
Zum einen die sehr schlanken und langen Schiffe, die dem des römischen Reiches sehr ähnlich waren. Auch hier waren viele Ruderer erforderlich, wodurch das Schiff nicht für lange Reise genutzt werden konnte. Diese Schiffe wurden in erster Linie als Kriegsschiffe eingesetzt. Sie hatten ein bis zwei Segel, welche als Hilfsantrieb genutzt wurden, wenn die Schiffe in Windrichtung fuhren.
Der andere Schiffstyp, der sich im Mittelmeer-Raum verbreitete, waren reine Segelschiffe, die für den Handel genutzt wurden. Diese Handelsschiffe waren nicht so schlank, wie die Kriegsschiffe und deutlich bauchiger Konstruiert. Hierdurch war mehr Platz für Waren im Bauch des Schiffes verfügbar.
Nordeuropäische Entwicklungslinie
Die ersten Schiffe im Nordeuropäischen-Raum wurden wahrscheinlich ab dem 4. Jahrhundert gebaut. Typisch, für die Schiffe aus Nordeuropa, war, dass Bug und Heck gleich gebaut wurden.
Diese ersten Schiffe wurden allerdings noch gerudert und besaßen kein Segel. Die Wikinger entwickelten diesen Schiffstyp zu Langschiffen weiter. Auch die Langschiffe wurden noch gerudert, besaßen allerdings ein Hilfsegel.
Die Wikinger verbesserten diesen Schiffstyp. Entstanden sind bauchige Handelsschiffe, die Knorr genannt wurden. Durch diesen Schiffstyp wurden die Wikinger zu einer großen Seefahrernation. Sie fuhren mit diesen Schiffen nach Island, Grönland und sogar nach Nordamerika. Diese Handelsschiffe waren überaus hochseetauglich und konnten auch stärkerem Wellengang standhalten.
Verschmelzung der beiden Entwicklungslinien
Den nächsten großen Entwicklungsschritt erfuhr der Schiffsbau ab 1300, mit der Verschmelzung der mediterranen und nordeuropäischen Entwicklungslinie. Kaufleute aus Nordeuropa drangen in das Mittelmeer vor und Kaufleute aus der iberischen Halbinsel fuhren nach Norden. Die jeweiligen Vorteile beider Entwicklungslinien konnten nun kombiniert werden.
Mit dieser Verschmelzung entstanden dann die Schiffstypen, die wir heute aus Piratenfilmen kennen.
Aus dieser Verschmelzung war auch die Karavelle hervorgegangen. Mit einer Karavelle erkundete Christoph Kolumbus Nordamerika und sie war das typische Erkundungsschiff der damaligen Zeit.
Eine andere Weiterentwicklung war die Galeone, die ab 1530 von den Portugiesen gebaut wurde. Eine Galeone war ein Kriegsschiff und wurde in der Regel nicht für den Handel genutzt. Mit der Zeit wurde die Galeone zum dominierenden Kriegsschiff in Europa.
Die Galeone wurde mit der Zeit zum Linienschiff weiterentwickelt. Dieses konnte bis zu drei Reihen mit Kanonen bestückt werden.
Linienschiffe waren, durch ihre Größe allerdings, auch recht schwerfällig und nicht wirklich agil.
Als Ergänzung zu den schwerfälligen Linienschiffen, wurde eine weitere Schiffskategorie entwickelt: die Fregatte. Fregatten waren deutlich kleiner und schneller. Diese schnellen Schiffe dienten auch der Erkundung und der Nachrichtenübermittlung.
Ab dem 16. Jahrhundert waren Schiffe fest in Europa und weiten Teilen Asiens etabliert.
Ohne die immer ausgefeilteren Schiffe der damaligen Zeit wäre es wohl auch nicht möglich gewesen, Nordamerika zu besiedeln.
Denn die Kolonien Nordamerikas mussten regelmäßig mit verschiedensten Dingen aus Europa versorgt werden. Dabei mussten jedes mal der Atlantik überquert werden, der nicht gerade für seinen ruhigen Seegang bekannt ist.
Weitere Entwicklungen
Im 18. und 19. Jahrhundert wurden die Segelschiffe größer und schneller. Da sie zu jener Zeit eine wichtige Rolle in Kriegen spielten, gab es ein hohes Interesse, die Schiffe schneller und schlagkräftiger zu machen. Im 19. Jahrhundert begannen sich allerdings maschinengetriebene Schiffe immer mehr durchzusetzen.
Bis Anfang des 20. Jahrhunderts wurden Segelschiffe als Transportschiffe für den Handel gebaut, bis sie dann endgültig von maschinengetriebenen Schiffen ersetzt wurden.
Heute werden Segelschiffe nicht mehr für Kriegs- oder Handelszwecke eingesetzt. Es gab zwar immer wieder versuche das Segel in der modernen Schifffahrt wiederzubeleben, doch blieb es bei dem Versuch. Heute werden Segelschiffe in den Industrienationen fast ausschließlich im Sport genutzt. Segeln als Sportart erfreut sich wachsender Beliebtheit.
Es lässt sich festhalten, dass ohne das Segel, viele Dinge nicht möglich gewesen wären. Der Warenaustausch wäre deutlich schwieriger gewesen und wir hätten wohl nicht Amerika erkunden können.
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